Ein neues Meisterwerk für die Münchener Antikensammlungen

München den 02.12.2025

Der Dezember ist in den Staatlichen Antikensammlungen mit einer Veranstaltung eingeläutet worden, in deren Rahmen Direktor Florian Knauß der Öffentlichkeit eine außergewöhnliche Neuerwerbung vorgestellt hat. Außergewöhnlich vor allem deshalb, weil sie selten ist und außerdem eine Lücke in der weltberühmten Münchner Vasensammlung zu schließen vermag. Die Rede ist von Fragmenten eines Kraters, also eines großen griechischen Weinmischkessels, deren Ankauf mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und des Vereins der Freunde und Förderer der Glyptothek und der Antikensammlungen München gelang. Seiner Freude darüber gab der Generalsekretär der Kunststiftung, Dr. Martin Hoernes, Ausdruck und präzisierte im Hinblick auf den Stellenwert des Neuzugangs:

Fragment des Kraters des Malers der New Yorker Nessos-Amphora mit Darstellung der Opferung der Polyxena

„Ankäufe von Artefakten so hohen Alters, von hoher malerischer Qualität und mit identifizierbaren Darstellungen sind rar. Dieses Fragment eines protoattischen Kraters von der Hand des Malers der New Yorker Nessos-Amphora bereichern die Staatlichen Antikensammlungen auf ideale Weise und ergänzt die bestehende Sammlung passgenau um ein bedeutendes Zeugnis der frühen griechischen Kunst aus dem 7. vorchristlichen Jahrhundert“.

Tatsächlich, und das legte Florian Knauß in seiner Vorstellung ausführlich dar, zählt die auf dem Gefäß dargestellte komplexe Bilderzählung zu den ältesten der griechischen Kunst. Im Hauptbild sehen wir junge Männer, die eine Frau fortschleppen, um sie als menschliches Opfer darzubringen. Damit lässt sich die Szene anhand von Vergleichen dem Trojanischen Sagenkreis zuweisen, der mit Iphigenie und Polyxena zwei prominente Beispiele für solche Menschenopfer kennt. Neben dieser thematischen Einordnung unterstrich Knauß die herausgehobene kunstgeschichtliche Stellung der Fragmente innerhalb der griechischen Vasenmalerei. Diese sei am Ende des 8. und in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. in einer Experimentierphase gewesen. Überkommene geometrische Ordnungssysteme seien neuen Formen des Dekors und Bildthemen gewichen, die häufig den Einfluss orientalischer Vorbilder erkennen ließen. Einen Sonderweg habe damals Athen eingeschlagen, wo großformatige, gelegentlich auch polychrome Bilder griechischer Mythen auf den Vasen aufkamen. Genau vor diesem Hintergrund sei das Fragment des Malers der New Yorker Nessos-Amphora zu betrachten, der damals in Athen zu den innovativsten Vertretern dieser Art von Vasenmalerei gehört habe. 

Um zu verdeutlichen, was für eine Lücke die neu erworbenen Fragmente innerhalb der Münchner Vasensammlung füllen, wurden sie, korrekt an der ursprünglichen Stelle des Gefäßes positioniert, in einer Einzelvitrine in jenen Teil der Dauerausstellung eingebettet, der sich der griechischen Frühzeit widmet. Dafür wurde dieser Bereich konzeptionell umgestaltet und ein neuer Weg musealer Vermittlung eingeschlagen, der durchaus auch als Fingerzeig auf die dringend notwendige Generalsanierung der Staatlichen Antikensammlungen zu verstehen ist.

Ausstellungsort:
Staatliche Antikensammlungen München
Königsplatz 1
80333 München
www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de

Öffnungszeiten:
Di bis So: 10 –17 Uhr
Mi bis 20 Uhr
Eintritt: 6,- /4,- €; bis 18 Jahre frei; So 1,- €

Pressekontakt:
Prof. Dr. Oliver Hülden
Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek
Katharina-von-Bora-Str. 10
80333 München
huelden@antike-am-koenigsplatz.mwn.de

Diese Site ist auf wpml.org als Entwicklungs-Site registriert. Wechseln Sie zu einer Produktionssite mit dem Schlüssel remove this banner.